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Darum ist das derzeitige Schulsystem nicht mehr zeitgemäß

Foto: Pixabay.com, © 12019, CC0 1.0

Die Kritik am deutschen Schulsystem ist nicht neu und kommt nicht nur von Eltern und Kindern, sondern auch von Lehrern und Schulleitern. Von dort wird beispielsweise bemängelt, dass die unterrichteten Fächer und Inhalte nicht mehr zeitgemäß sind. In einem Interview mit dem NDR berichtet René Mounajed, der Vorsitzende des Niedersächsischen Schulleiterverbandes, von dem erheblichen Reformbedarf, den er sieht.  Er wünscht sich neue Rahmenbedingungen und eine bessere Schulausstattung. Außerdem fordert er fachübergreifende Fächer mit zukunftsrelevanten Inhalten. Kinder sollen lernen, was sie später im Leben brauchen. Und wenn auch die Kinder diese Relevanz erkennen, nehmen sie auch mit größerem Interesse am Unterricht teil. Doch leider haben die Schulen einen zu geringen Spielraum, um Veränderungen bewirken zu können. Mit welchen Problemen hat das Schulsystem sonst noch zu kämpfen?

Unser starres Schulsystem ist antiquiert und kennt keine individuelle Förderung

Leider zeigt sich immer wieder, dass die deutschen Schüler in der PISA-Studie nur mit bescheidenem Erfolg bewertet werden. Vor allem in den Naturwissenschaften und im Fach Mathematik hinken deutsche Schüler den anderen ordentlich hinterher. Das hat sich schon bei der ersten richtig schlechten Bewertung im Jahr 2000 gezeigt, doch wirklich verändert hat sich nichts. Doch worin liegen die Gründe für das schlechte Ergebnis?

Unsere Struktur, was Lerninhalte angeht, ist sehr starr und fördert den einzelnen Schüler nicht. Wer etwas nicht versteht, wird irgendwann im Regen stehen gelassen. Eine Individualförderung gibt es nicht und kann höchstens im Rahmen einer gezielten Nachhilfe (wie beispielsweise bei Dozeon) erreicht werden. Das frustriert die Schüler und fördert höchstens die „Null-Bock-Einstellung“, aber nicht die Leistung.

Weitere Kritikpunkte an Lehrern, Eltern und dem System an sich

Bei der Suche nach einem Schuldigen für die schlechten Leistungen schieben sich alle Parteien den Schwarzen Peter zu. 

Pädagogen suchen die Schuld bei den Eltern, die die Kinder ohne Frühstück oder Pausenbrote in die Schule schicken, kein Geld in die Bildung investieren und zudem noch ein negatives Bild der Schule an die Kinder weitergeben. Viele Eltern sind nach Ansicht der Pädagogen zudem schlechte Vorbilder, was bereits die Weichen für das Verhalten und die Leistungsbereitschaft der Kinder stellt.

Ein größeres Budget für die Bildung sollte jedoch nicht nur von den Eltern, sondern auch der Schule selbst aufgebracht werden. Immerhin gibt es viele Schulen, die fast auseinanderfallen, über zu wenige Lehrer und somit häufige Unterrichtsausfälle klagen und bei denen auch kein Geld für Unterrichtsmaterial vorhanden ist. Eltern müssen häufig Schulbücher und Lernmaterial selbst bezahlen – und längst nicht alle sind dazu in der Lage!

Problematisch ist auch, dass Eltern die Vorbild- oder Hilfefunktion nicht immer übernehmen können. Entweder wegen der eigenen unzureichenden Bildung oder weil sie ganztags arbeiten und sich nicht um die Hausaufgaben der Kinder kümmern können. Dabei können sich viele Kinder alleine nicht zum Lernen motivieren und fühlen sich im Stich gelassen.

Ein weiterer Kritikpunkt sind die angeblich ungünstigen Schulzeiten, die nicht die Leistungsbereitschaft der Kinder berücksichtigt. Mehr Schlaf und ein späterer Unterrichtsbeginn sollen das ändern. Einige sehen mögliche Lösungen in einem Ganztagsunterricht-Modell oder weniger Lernen und mehr Freizeit für die Kinder.

Eltern bemängeln das Vorgehen im Unterricht, da Kinder beim „Lernen nach Gehör“ die Anzahl der Rechtschreibfehler munter vervielfachen. Zudem würden Lehrer die Fehler der Kinder nicht korrigieren und auch nicht prüfen, ob die Hausaufgaben erledigt wurden. Hinzu kommt, dass die Eltern große Probleme damit haben, die vielen Unterrichtsausfälle organisatorisch zu „wuppen“. Selbst zu helfen scheidet meistens aus Zeitmangel aus und es bleibt nur der Weg zur Nachhilfe – die wiederum von den Eltern bezahlt werden muss, die nicht für den Lehrermangel verantwortlich sind.

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Was machen unsere europäischen Nachbarn besser?

Ein gutes Beispiel dafür, dass es auch anders geht, liefert beispielsweise Finnland. Viele Probleme können hier vom Staat abgefedert werden, obwohl auch finnische Kinder nicht immer Bock auf Schule haben.

Neben dem attraktiven Bildungsangebot stellen finnische Schulen das Unterrichtsmaterial und die Schulbücher gratis zur Verfügung. Sogar der Transport zur Schule und nach Hause wird kostenlos übernommen. Intern gibt es ein warmes Schulessen und eine geringe Klassenstärke (10 -15 Kinder), die es den Lehrern ermöglicht, besser auf die einzelnen Schüler einzugehen. Die Kinder bekommen viel weniger Hausaufgaben, mehr pausen und viel Freizeit. So können die Kinder nach einem kurzen Schultag noch ihren Hobbies nachgehen oder mit Freunden spielen.

Trotz der Verbesserung haben auch die Finnen in der PISA-Studie Schwächen gezeigt, die das Land mit weiteren Maßnahmen ausbessern will. Der Ausbau der Digitalisierung, zukunftsfördernde Lerninhalte und ein Unterricht auch außerhalb des Klassenzimmers sollen dazu gehören.

In Frankreich setzen die Familien auf Homeschooling, was unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist, aber überwacht wird, um die Fortschritte der Kinder zu beurteilen. Der Staat überwacht diese Familien ohnehin besonders intensiv und will alles über sie wissen bis hin zur Schlafenszeit und Körperhygiene. Diese Variante ist für die Eltern teuer, da sie das Material selbst bezahlen müssen und aufwendig, weil sie alles selbst zu organisieren haben. Viele Fächer lassen sich außerdem zu Hause nicht gut darstellen oder nachmachen, wie beispielsweise Physik oder Chemie.

Welche Forderungen zur Veränderung des Schulsystems stehen derzeit konkret im Raum?

In erster Linie sollen renovierungsbedürfte Schule vernünftig instandgesetzt werden. Anschließend müssen die aktuellen Lehrpläne erneuert und um „Alltagskompetenzen“ erweitert werden. Auch die Digitalisierung und das Lernen mittels iPad soll vorangetrieben werden – doch nicht alle Lehrer haben die dafür erforderlichen Kompetenzen. Also sind ebenfalls Weiterbildungen in diesem Bereich notwendig. 

Sicherlich gibt es noch weitere Stellschrauben, an denen gedreht werden muss, beispielsweise um die Ungleichbehandlung von Schülern oder die Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund oder aus schwächeren Bildungsschichten voranzubringen. Wahlfächer, neue Lerninhalte oder individuelle Förderung der Kinder nach Begabung sind gewünscht und sollten von der Politik vorangetrieben werden. Selbstverständlich ist das alles auch eine Frage des Geldes – und das ist auch im Staatshaushalt immer knapp.

Die Ampel-Koalition befasst sich beim Bildungsgipfel mit diesen Themen und bespricht das Startchancenprogramm sozial benachteiligter Schüler sowie den Ganztagsschulausbau oder den Fachkräftemangel. Wenn es nach SPD-Chefin Saskia Esken geht, soll ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro speziell für Bildungsangelegenheiten zur Verfügung gestellt werden. Wann und wie schnell sich hier allerdings etwas tut und wie das aussehen wird, bleibt abzuwarten.

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