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Das Montessori-Modell – Überschätzt oder echte Alternative?

Montessori Modell

Foto: Pixabay.com, © klimkin, CC0 1.0

Maria Montessori, eine Frau, die nachdachte, die hinterfragte, bestehende Strukturen kritisierte und Lösungen herbeiführte. Und trotzdem haben sich die meisten der Punkte, die sie vor über 100 Jahren in Frage stellte, im staatlichen Bildungssystem bis heute nicht geändert. 

Welchen Ansatz verfolgt die Montessori-Bildung?

Statt sich veralteter, eingeschränkter und geistlich, sowie körperlich beschränkender Lehrmethoden zu bedienen, konzentriert man sich beim Montessori-Modell auf alternative, qualitativ hochwertige Bildungsansätze. Im Mittelpunkt steht der Mensch als Individuum, mit seinen persönlichen Interessen, Stärken und Schwächen.

Noten und Lerndruck, die zu einer Leistungsgesellschaft führen, stehen der individuellen Entwicklung eines Menschen im Weg, so die Annahme. Aber auch wenn die Thesen, die Montessori aufgestellt hat, heute von vielen Forschern im Bereich der Bildung bereits bestätigt wurden, ist das herkömmliche Bildungssystem auch 100 Jahre später weit entfernt von einer Inklusion und respektvollen Lehrmethoden. Auf die Bedürfnisse der heranwachsenden Kinder und Jugendlichen wird nach wie vor nicht adäquat eingegangen, stattdessen wird eine systemkonforme, einheitliche Entwicklung angestrebt, die keinerlei Raum mehr für Individualität lässt.

Achtsamkeit, Mündigkeit und Selbständigkeit sind überaus wichtige Attribute, die den Kindern in den Montessori-Einrichtungen beigebracht werden. Und zwar nicht durch eine belehrende Lehrkraft, sondern durch einen organischen Prozess, der mit Hilfe eines respektvollen Miteinanders angeregt wird.

Die Entwicklungsstufen

Die Kinder werden im Montessori-Modell in 3 Entwicklungsstufen eingeteilt

  • Phase 1: Im Alter zwischen 0 und 6 Jahren besuchen die Kinder das Montessori-Kinderhaus. Verglichen mit dem herkömmlichen Bildungssystem kann dieses durchaus mit dem Kindergarten verglichen werden. Das Motto lautet „Hilf mir, es selbst zu tun“. Kinder befinden sich in dieser Phase ihres Lebens auf einer schier endlosen Entdeckungsreise. Sie möchten Zusammenhänge verstehen und Bewegungsabläufe allein meistern.
  • Phase 2: Ab einem Alter von 6 Jahren besuchen die Kinder die Montessori-Grundschule, bis sie diese im Alter von 12 Jahren hinter sich lassen. Dort lautet das Motto „Hilf mir, selbst zu denken.“
  • Phase 3: Im Anschluss daran besuchen die Jugendlichen die Montessori-Sekundarstufe, die sie im Alter von 18 Jahren abschließen.

Die Lehrkräfte übernehmen die Funktion der Unterstützung und Hilfestellung. Sie begleiten die Kinder auf ihrer ganz individuellen Entwicklungsreise, stehen ihnen zur Seite und geben ihnen Denkanstöße. Mit voranschreitendem Alter entwickelt sich der Schwerpunkt immer weiter weg vom Individuum, hin zur Gemeinschaft. Am Anfang entdecken Kinder viel auf der physischen Ebene. Sie wollen Bewegungsabläufe verstehen und ausführen. Später wird dann das eigenständige Denken immer wichtiger. Komplexe Denkprozesse leiten sie dazu an, Strukturen und bisherige Annahmen zu hinterfragen. Ab einem Alter von 12 Jahren rückt der Fokus auf das Individuum innerhalb eines sozialen Konstrukts.

„Hilf uns, es selbst zu tun“, hinter diesem Leitsatz verbirgt sich die begleitende Funktion des Betreuers oder Lehrers, während die Heranwachsenden lernen, sich als Gemeinschaft mit sozialen Prozessen auseinanderzusetzen. Demokratie, Empathie und Kommunikation spielen eine zentrale Rolle.

Wie unterscheidet sich das Montessori-Modell vom herkömmlichen Bildungssystem?

Der wohl größte Unterschied zum konventionellen Schulsystem – es geht nicht darum, in ein System zu passen. Viele Kinder müssen am eigenen Leib erfahren, wie unangenehm und einschüchternd es ist, keine systemkonforme Entwicklung zu durchlaufen. Sie werden durch schlechte Noten verunsichert und geraten in Konflikte mit den Lehrkräften, wenn sie deren Methoden hinterfragen und kritische Aussagen treffen.

Maria Montessori hat mit ihrem Ansatz, der leider nur in wenigen guten Büchern* vollumfänglich thematisiert wird, nicht nur die Schulbildung revolutioniert, sondern auch schwere Kritik an den gesellschaftlichen Strukturen unserer Kultur verübt, denn der Montessori-Ansatz endet nicht mit dem Schulabschluss, er hat Auswirkungen auf das Wesen des Menschen im Allgemeinen und wird deshalb nach der Schullaufbahn hinaus in die Welt getragen.

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Foto: Pixabay.com, © White77, CC0 1.0

Im staatlichen Schulsystem wird genauestens geplant, was ein Kind in welchem Alter mit Hilfe welcher Methoden zu lernen hat. Wo bleibt da der Freiraum für das Individuum und seine Entwicklung? Wer nicht systemgetreu jeden geplanten Entwicklungsschritt im dafür vorgesehenen Zeitraum durchlebt, fällt auf; bereits im Kindergarten. Man könnte meinen, es sind roboterähnliche Wesen, die später zu leistungsstarken Arbeitsmaschinen heranwachsen und in ein gefestigtes System passen sollen, die wir da aufziehen – nicht unsere Kinder, die über individuelle Stärken und Schwächen, Interessen und Charakterzüge verfügen.

Die Kinder und Jugendlichen von heute sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Das war es, was Maria Montessori in den Vordergrund der Bildung stellen wollte. Welche Gesellschaft entwickelt sich vor unseren Augen und welche Prinzipien werden unsere Kinder in der Zukunft als Grundlage für ihren Lebensstil und ihre Entscheidungen verwenden?

Welche Erfolge konnte die Montessori-Pädagogik bisher verzeichnen?

Maria Montessori, eine gesellschafts- und systemkritische Wissenschaftlerin, hat in der Menschheit weltweit eine wahre Revolution in der Bildung ausgelöst. In Deutschland allein gibt es heute über 1000 Montessori-Einrichtungen. Weltweit sind es über 40.000. Kaum jemand sonst hatte einen solch großen Einfluss auf die Schulbildung, wie die italienische Ärztin, Philosophin und Pädagogin Maria Montessori. Aus einer Montessori-Schule wird ein Kind entlassen, das selbständig und aufgeschlossen durchs Leben geht, sehr gute soziale Kompetenzen hat und in der Lage ist, eigenständig zu denken und Strukturen zu hinterfragen. Die Kinder entwickeln eine große Begeisterung fürs Lernen, weil sie den Lernprozess mit der Aneignung von Wissen verbinden, nicht mit dem Notendruck, wie es bei konventionellen Schulen der Fall ist.

Unter den ehemaligen Schülern der Montessori-Schulen weltweit befinden sich Berühmtheiten wie Prince William und Prince Harry, die Thronfolger Englands. Auch die Gründer der Suchmaschine Google, Sergey Brin und Larry Page besuchten die Montessori-Schule. Und wenngleich Wikipedia in universitären Kreisen häufig zu hochgezogenen Augenbrauen führt, lässt sich nicht bestreiten, dass dieses Portal das wohl größte zur Informationsbeschaffung ist. Wikipedia Gründer Jimmy Wales besuchte eine Montessori-Schule. Wo wir gerade bei erfolgreichen Unternehmern sind: der Name Jeff Bezos kommt dir bestimmt auch bekannt vor.

Der Gründer von Amazon ist ebenfalls auf eine Montessori-Schule gegangen. Außerdem die Schauspieler Hugh Grant und George Clooney. Du interessierst dich für Kunst? Dann wird dich sicher interessieren, dass der deutsche Künstler Hundertwasser eine Montessori-Schule besuchte, ebenso wie der kolumbianische Literatur Nobelpreisträger Gabriel Garcia Marquez.

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Foto: Pixabay.com, © JESHOOTS-com, CC0 1.0

Die Vorteile und Nachteile des Montessori-Bildungssystems auf einen Blick

Im Mittelpunkt des Bildungsmodells steht die individuelle Entwicklung des Kindes. Dadurch wird die Schule zu einem Ort der persönlichen Entfaltung. Die Kinder und Jugendlichen lernen basierend auf ihren Interessen und ihren Stärken. Die Schwächen werden herausgearbeitet, jedoch nicht verteufelt oder angeprangert. Lernen wird mit positiven Erfahrungen verbunden, nicht mit Noten und Lehrern, die an der Tafel stehen und ein und dieselbe Aufgabe immer und immer wieder durchexerzieren. Jedes Kind hat sein ganz eigenes Tempo und es soll sich entfalten können, statt in eine vorgegebene Form gepresst zu werden.

Die Kinder unterliegen keinem Notendruck. Ihre Leistungen werden in Berichten festgehalten, in denen sehr viel genauer auf ihre Stärken eingegangen werden kann. Die individuelle Beurteilung der Schüler führt dazu, dass sie sich untereinander nicht vergleichen. Niemand weiß, ob er objektiv betrachtet „gut oder schlecht“ in der Schule ist. Der Spaß am Lernen und die schier unendliche Neugierde der Kinder werden gefördert. Es gibt sehr viel Lernmaterial, das den Montessori-Ansatz verfolgt. Die Ideen werden euch als Eltern deshalb nie ausgehen und ihr habt die Möglichkeit, euch aktiv an der Bildung eurer Kinder zu beteiligen.

Neben den Lerninhalten und dem Wissen werden den Schülern soziale Kompetenzen beigebracht. Sie erleben die Demokratie im Alltag und können ihre Ideen, sowie Gedankengänge weitaus freier ausdrücken als Kinder, die in staatliche Schulen gehen.

Die Montessori-Bildung endet nicht automatisch mit einem staatlich anerkannten Schulabschluss. Grundsätzlich können die Schüler problemlos einen Schulabschluss machen, wenn sie die Montessori-Schule besucht haben. Dies müssen sie jedoch als externe Prüflinge an einer staatlichen Schule tun. Das bedeutet vor allem bürokratischen Aufwand, kann je nach Persönlichkeit des Jugendlichen aber auch mit Unsicherheiten einhergehen.

Die Kinder finden es gegebenenfalls schwierig, sich nach dem Besuch der Montessori-Schule in der leistungsorientierten Gesellschaft zurechtzufinden. Sie sind mit anderen Prinzipien aufgewachsen und auch wenn sie diese Denkansätze vollständig vertreten, haben sie das Gefühl, häufig anzuecken. Dies ist allerdings sehr individuell und kann keinesfalls als allgemeingültiges Problem dargestellt werden.

Da sich die Montessori-Schule insgesamt durchaus an den Lehrplänen der staatlichen Schulen orientiert, ist ein Wechsel grundsätzlich jederzeit möglich. In diesem Kontext kann jedoch ein Leistungsabgleich notwendig werden. Dieser bereitet den Kindern jedoch in den allermeisten Fällen keinerlei Schwierigkeiten.

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