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Mobbing in der Schule – Anzeichen, Gründe, Auswirkungen und Handlungsempfehlungen

Foto: Pixabay.com, © anemone123, CC0 1.0

Argumentieren, Grenzen aufzeigen und aufgezeigt bekommen, streiten und sich anschließend wieder vertragen – dies sind ganz normale Vorgänge, mit denen ein Kind tagtäglich konfrontiert wird.

Mobbing ist hingegen kein normaler Konflikt. Wenn ein oder mehrere Schüler strategisch über mehrere Wochen, Monate oder sogar Jahre hinweg gegen ein oder mehrere Kinder vorgehen und Hänseleien und physische Übergriffe immer wieder auftreten, dann wird von Mobbing gesprochen.

Das direkte Mobbing kann sich auf körperlicher oder verbaler Ebene abspielen. Verbal handelt es sich vor allem um Hänseleien und gehässige Kommentare. Das gemobbte Kind wird ausgelacht und verbal heruntergemacht. Doch Mobbing kann sehr wohl auch auf körperlicher Ebene stattfinden. Das ausgewählte Opfer wird dann beispielsweise immer wieder angespuckt, geschubst oder geschlagen. Vom Mobbing ist nicht nur das Kind selbst betroffen, seine persönlichen Gegenstände, wie Hefte, Stifte, Taschenrechner oder Rucksack werden angegriffen und verunstaltet, um dem Kind zu schaden.

Das indirekte Mobbing besteht zum Großteil aus der Ausgrenzung oder der Beschädigung des Rufes. Hinter dem Rücken des Opfers wird schlecht über dieses geredet und es werden Gerüchte in die Welt gesetzt.

Hinzu kommt die virtuelle Ebene, die mit der Schule und dem Privatleben der Schüler verschmilzt und sehr große Auswirkungen haben kann. Im Internet schließen sich auf verschiedenen sozialen Netzwerken, auf denen heute auch junge Schüler bereits unterwegs sind, Schüler zu Gruppen zusammen. Sie nutzen die Anonymität hinter den Bildschirmen, um Kommentare und Beleidigungen an das Opfer zu übermitteln. Es werden bearbeitete Fotos des Opfers im Internet verbreitet, Hassnachrichten verschickt und aktiv schwerwiegende Rufschädigungen vorgenommen. 

Mobbing hat eine ganz eigene Dynamik, die sich in verschiedene Stadien unterteilen lässt.

  • Während der Explorationsphase macht sich der Angreifer auf die Suche nach einem passenden Opfer. Er sucht einen Mitschüler oder eine Mitschülerin, die innerhalb der Klassenrangfolge eher niedrig steht. Besonders gerne werden Schüler angegriffen, die eine Auffälligkeit aufweisen. Sie haben ein besonderes Talent, sehen anders aus oder weisen einen anderen kulturellen Hintergrund auf. Potenzielle Opfer werden vom Angreifer mit Sticheleien und kleineren Übergriffen gepiesackt, um herauszufinden, wie sie reagieren. Kinder, die sich wehren und einen starken Charakter aufweisen, werden aussortiert, denn der Angreifer braucht ein Opfer, das ihm nichts entgegensetzt.
  • Ist ein Opfer ausgewählt worden, geht es in die Konsolidierungsphase. In dieser Phase beginnt die systematische Ausgrenzung. Die Attacken finden immer häufiger statt und nehmen neue Ausmaße an. Erste Übergriffe haben bereits stattgefunden, weshalb auch die Mitmenschen und Lehrer auf die Situation aufmerksam werden können. Dazu gehört jedoch ein gewisses Maß an Feingefühl und Zivilcourage, das viele gleichaltrige Mitschüler nicht aufweisen. In der Konsolidierungsphase muss unbedingt eingegriffen werden, denn in diesem Stadium kann die Dynamik noch durchbrochen und Schlimmeres verhindert werden.
  • In der dritten Phase, der Manifestationsphase, haben sich die Strukturen weitestgehend verfestigt. Ohne Einfluss von außen werden die Übergriffe und das Mobbing nicht durchbrochen. Das gemobbte Kind hat sich in seine Opferrolle gefügt und der Angreifer stärkt seine Position jeden Tag ein Stückchen mehr. Dieser Zustand kann über Jahre hinweg anhalten, wenn nicht eingegriffen wird.

Mobbing taucht meist innerhalb eines Klassenverbands auf. Eine kleine Außenseitergruppe, die durchaus auch aus einem einzelnen Schüler bestehen kann, wird von einem oder mehreren Angreifern schikaniert und systematisch ausgegrenzt. Die meisten Mitschüler sind aktiv nicht am Mobbing beteiligt, nehmen es jedoch wahr und setzen sich nicht für das Opfer ein. Sie schauen weg und schlagen sich damit oft unbewusst auf die Seite des Mobbers.

Welche Ursachen hat Mobbing?

Eins muss vorweg klargestellt werden: die Schuld liegt niemals beim gemobbten Kind und grundsätzlich kann jedes Kind zum Opfer werden. In der Explorationsphase testen aggressive Kinder, die ein Opfer suchen, bei mehreren Mitschülern, wie weit sie gehen können. Es wird mit kleineren Übergriffen begonnen und wenn auf diese keine Reaktion folgt, dann werden die Angreifer immer forscher und rücksichtsloser.

Kinder, die von Natur aus eher gutgläubig sind, offenherzig durchs Leben gehen ihren Mitschülern viel Empathie entgegenbringen, geraten schneller in die Opferrolle als andere. Sie halten sich zurück, sind schüchtern und lassen sich leichter manipulieren. Diese Gutherzigkeit und Liebenswürdigkeit werden von dem Angreifer fälschlicherweise als Schwäche gedeutet, wodurch sich die Angriffe häufen.

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Foto: Pixabay.com, © geralt, CCO 1.0

In vielen Fällen ist ein unausgeglichenes Klassenklima die Grundlage für Mobbing. Wenn sich die sozialen Strukturen innerhalb der Klasse nicht im Gleichgewicht befinden, dann wird dadurch extremes Verhalten geschürt. Ein emotionales Ungleichgewicht des Angreifers, der zum Mobber wird, kann ebenfalls der Ursprung für Übergriffe sein. Beispielsweise wird ein geringes Selbstvertrauen überdeckt, indem sich der Angreifer aggressiv verhält. Familiäre Probleme sind nicht selten der Auslöser für das emotionale Ungleichgewicht des Angreifers. Angestaute Wut, Frustration und Angst schüren aggressives Verhalten. Kinder, die in ihrem persönlichen Leben zum Opfer werden und beispielsweise Missbrauch erleben, wollen an anderer Stelle Macht empfinden und mobben deshalb ihre Mitschüler.

Diese Umstände, denen der Angreifer möglicherweise ausgesetzt ist, sind keine Entschuldigung für sein Verhalten, denn ein Schüler, der mobbt, führt Gewalt aus, die einen sehr großen Schaden verursachen kann.

Die Erklärung der Ursachen birgt jedoch die Möglichkeit, gegen Mobbing vorzugehen. Das gemobbte Kind muss selbstverständlich tatkräftig unterstützt werden, doch auch der Angreifer hat in den meisten Fällen mit Problemen zu kämpfen. Wenn alle Mitmenschen sensibilisiert werden, dann hat man die Möglichkeit, nicht nur das Opfer zu stärken und somit vor weiteren Angriffen zu bewahren, sondern auch dem Angreifer zu einem emotionalen Gleichgewicht zu verhelfen und Mobbing damit in Zukunft vorzubeugen. Die Gesundheit eines Kindes muss im Vordergrund stehen, ganz gleich, ob es sich auf der Seite des Opfers oder des Angreifers befindet.

Woran erkennt man, dass ein Kind gemobbt wird?

Mobbing wird in den meisten Fällen nicht vollständig versteckt. Mitschüler oder anwesende Personen bekommen die Übergriffe durchaus mit. Die Attacken finden aber meist dann statt, wenn das Opfer nicht aktiv durch einen Erwachsenen geschützt werden kann. Beispielsweise auf der Schultoilette, nach Schulschluss auf dem Heimweg, in den Pausen oder über das Internet.

Ein großes Problem besteht darin, dass ein Mobbingopfer meistens nicht nach Hilfe fragt. Es schämt sich für seine Position, hat Angst, wird von Schuldgefühlen geplagt oder erpresst. Viele Opfer denken, sie haben die Angriffe verdient und leiden unter ihrem geringen Selbstbewusstsein.

Deshalb ist es besonders wichtig, als Bezugsperson eines Kindes sensibel zu sein und Veränderungen zu hinterfragen. Kinder, die in der Schule gemobbt werden, weisen häufig Verletzungen auf, die sie nicht erklären können. Sie sind gereizt, isolieren sich von ihren Mitmenschen und verlieren die Lebenslust. Oft versuchen sie auch, sich durch eine Flucht in Traumwelten oder Computerspiele vor der Realität zu verstecken.

Die Auswirkungen des Mobbings sind schwerwiegend

Körperliche Übergriffe treten zwar auf, sind in den meisten Fällen aber nicht mit gesundheitlichen Folgen verbunden. Nur selten ist ein Schubser so stark, dass das gemobbte Kind sich ernsthaft verletzt. Der Angreifer möchte schließlich, dass ihm sein Opfer möglichst lang erhalten bleibt. Viel häufiger sind die Auswirkungen psychischer Natur und spiegeln sich eher indirekt im Körper wider.

In erster Linie löst das Mobbing vor allem Stress bei dem gemobbten Kind aus. Die Schule ist ein Ort, dem das Opfer nicht ausweichen kann. Selbstverständlich gibt es Mobbing aber nicht nur in der Schule. Auch in Sportvereinen oder Jugendgruppen kommt es immer wieder zu Übergriffen. Es fällt dem Kind allerdings leichter, auszusteigen und den Ort der Angriffe somit zu umgehen.

Bei der Schule ist das anders. Ein gemobbtes Kind weiß, dass es den Schulbesuch nicht vermeiden kann. Die psychische Belastung führt beispielsweise zu Unsicherheit, Nervosität, Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen, Essstörungen oder einem sinkenden Selbstbewusstsein.  Es darf außerdem nicht vergessen werden, dass Mobbing in jedem Alter auftreten kann. Von der Grundschule bis zum Arbeitsplatz, in jeder Altersstufe und jedem Lebensabschnitt wird ein Mensch mit möglichen Angriffen konfrontiert. Bei kleinen Kindern können die Übergriffe auf perfide Art in die Entwicklung des Charakters eingreifen.

Wenn Eltern merken, dass ihr Kind in der Schule gemobbt wird, müssen sie deshalb sofort handeln. Umso früher, desto besser! Auf körperlicher Ebene leiden Kinder, die gemobbt werden, häufig unter Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen. Sie haben Blockaden, denn ihre Seele versucht mit allen Mitteln, dem Ort des Grauens auszuweichen.

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Foto: Pixabay.com, © Anemone123, CCO 1.0

Die Auswirkungen von Mobbing sind oftmals äußerst schwerwiegend! Sehr viele Kinder, die in der Schule gemobbt werden, fügen sich selbst Verletzungen zu oder unternehmen sogar Suizidversuche. Was in der Schule relativ harmlos mit Sticheleien beginnt, kann das Leben eines Kindes maßgeblich verändern und im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen. Selbst wenn dieses Extrem nicht erreicht wird, können die psychischen Schäden ein Leben lang anhalten.

Was kann man gegen Mobbing unternehmen?

Wenn du vermutest, dass dein Kind gemobbt wird, solltest du in jedem Fall so schnell wie möglich handeln. Hier sind einige Möglichkeiten, die mitunter innerhalb kurzer Zeit zum Erfolg führen können:

Als Eltern:

  • Zunächst ist es wichtig, dass ihr das Vertrauensverhältnis zu eurem Kind zusätzlich stärkt. Nehmt seine Äußerungen ernst und begegnet ihm mit Verständnis. Gemobbte Kinder schämen sich sehr oft für ihre Position. Sie denken, dass sie das Verhalten ihres Angreifers verdienen und selbst herbeigeführt haben. Diese Scham könnt ihr als Eltern überwinden, indem ihr euer Kind aktiv bestärkt.
  • Versucht, so viele Informationen wie irgend möglich über die Vorgänge zu bekommen. Wann kommt es zu den Übergriffen, durch wen und in welcher Form?
  • Gemeinsam mit eurem Kind könnt ihr an der Stärkung seines Selbstbewusstseins arbeiten. Findet Hobbys, die euer Kind mag. Auf diese Weise baut ihr Rückzugsorte auf, an denen euer Nachwuchs außerdem neue soziale Kontakte knüpfen kann. Freunde geben Rückhalt und helfen eurem Kind dabei, sich aus der Position als Außenseiter herauszukatapultieren.
  • Die Maßnahmen gegen das Mobbing müssen selbstverständlich auch in der Schule ergriffen werden. Sucht das Gespräch mit den Lehrern, den Eltern von Mitschülern und der Schulleitung. Gemeinsam müsst ihr ein System an der Schule einführen oder ausbauen, das Mobbing verhindert und vorbeugt. Die Eltern der Mitschüler können gemeinsam daran arbeiten, das Klassenklima zu verbessern.
  • Kinder und Erwachsene aus dem gesamten Umfeld müssen sensibilisiert werden, denn die Zivilcourage sollte bereits im jungen Alter implementiert werden. Das Verhalten des Umfelds hat große Auswirkungen auf das Mobbing, denn auffälliges Verhalten kann von couragierten Mitschülern und Lehrern unterbunden werden.

Als Kind:

  • Euer Kind kann mit euch gemeinsam Szenarien nachspielen, denen es in seinem Alltag ausgesetzt wird. Auf diese Weise könnt ihr gezielt üben, wie es sich seinen Angreifern entgegenstellen kann.
  • Einen selbstsicheren Auftritt üben. Die meisten Mobbingangriffe lassen sich verhindern, wenn man sich dem Angreifer von Anfang an selbstbewusst stellt und sich nicht einschüchtern lässt. Mobber suchen sich Menschen für ihre Übergriffe aus, die ihnen möglichst wenig Probleme machen werden. Viele dieser Prozesse spielen sich auf der Ebene des Unterbewusstseins ab. Selbstbewusste Kinder, die bereits bei kleineren Übergriffen reagieren, werden deshalb meist während der Explorationsphase aussortiert.
  • Hobbys und Freunde finden. Wenn euer Kind ein soziales Netzwerk hat, auf das es sich verlassen kann, dann gilt es nicht mehr als Außenseiter. Es findet Rückhalt und geht gestärkt durch den Alltag.
  • Wenn sich die Dynamik an der aktuellen Schule bereits so weit verfestigt hat, dass sie nicht mehr aufgebrochen werden kann, sollte ein Schulwechsel durchaus in Betracht gezogen werden. Ein Neuanfang birgt die Chance, gefährliche Verhaltensweisen im Keim zu ersticken und in der neuen Klasse eine andere Position einzunehmen.

Fazit

Mobbing ist etwas, dem jeder von uns im Laufe seines Lebens ausgeliefert sein kann. Die Schuld liegt niemals beim Opfer und die Ursachen für Mobbing lassen sich meist im Ungleichgewicht der Klassendynamik oder des Angreifers finden.

Ganz gleich, ob der Verdacht von Mobbing besteht oder nicht, solltet ihr mit eurem Kind über dieses Thema sprechen. Auf diese Weise sensibilisiert ihr es, sodass es die Problematik erkennen kann. Dies ist bereits der erste vorbeugende Schritt in die richtige Richtung, denn wenn Mobbing bereits im Anfangsstadium verhindert wird, können langfristige Folgen meist sehr gut vorgebeugt werden.

Wenn ihr als Eltern erkannt habt, dass euer Kind gemobbt wird, müsst ihr so schnell wie möglich handeln. Nehmt das Ausmaß und die Folgen des Mobbings ernst, ganz gleich, wie lapidar die Angriffe auf den ersten Blick wirken mögen. Denn Mobbing ist ein Problem, das häufiger auftritt als man denkt und viele Kinder in großes Leid stürzt.

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